Mit Licht den Schmerzen auf der Spur

Wenn Ursachen für Schmerz nicht zu finden sind kann ganzheitliche Betrachtung wichtige Erkenntnisse liefern.

Lange Leidenswege ohne BesserungDr. med Beate Helgers aus Dorsten-Lembeck kennt solche Fälle aus ihrer täglichen Praxis. „Viele meiner Patienten haben bereits einen langen Leidensweg hinter sich. Schmerzen im Kiefer haben erst zum Zahnarzt geführt. Füllungen, Bissschiene... nichts half. Der Neurologe verschrieb Tabletten, die immer nur kurzfristig den Schmerz linderten. Wenn die Patienten irgendwann wegen einer Schmerztherapie in meine Praxis kommen, dann wundern Sie sich oft, dass ich mir zum Beispiel in diesem Fall nicht zuerst den Kiefer anschaue, sondern die gesamte Stellung bzw. Haltung des Körpers prüfe.“  Als Orthopädin mit jahrelanger Praxiserfahrung weiß Dr. Helgers, dass schon kleine Probleme an irgendeiner Stelle des Körpers Auswirkungen auf das gesamte Muskel- und Skelettsystem haben. Ein Beispiel für die „Verlagerung der Probleme“ und die damit verbundene Schwierigkeit die Ursache für Schmerzen zu finden ist folgendes klassische Szenario: Durch einen Senk- oder Plattfuß ist ein Bein wenige Millimeter länger als das andere. Dadurch kommt es zu einem Schiefstand des Beckens, der vom Muskelsystem wiederum durch eine Krümmung der Wirbelsäule ausgeglichen wird. Die Krümmung der Wirbelsäule wird „eine Etage  höher“ von den Halswirbeln erneut durch eine Krümmung ausgeglichen. Die permanente Fehlstellung der Halswirbel führt zu einer andauernden Verspannung der Kiefermuskulatur. Und jeder kann sich nun vorstellen, dass ein dauerhaft verspannter Kiefermuskel zu Zahnschmerzen, Kopfschmerzen, Nackenschmerzen etc. führen kann. Auch Symptome wie Tinnitus können dadurch ausgelöst werden.Licht prüft in Sekunden die Körperhaltung„Es ist schon beinahe Detektivarbeit, die Ursache für Schmerzen zu finden“, so Dr. med. Beate Helgers, die sich ebenso wie die „Gesellschaft für Haltungs- und Bewegungsforschung“ für mehr Zusammenarbeit und einen engeren Austausch unter den Ärzten einsetzt. In ihrer Praxis in Lembeck hat Dr. Helgers einen weiteren Schritt in diese Richtung vollzogen und arbeitet  nun mit einem DIERS formetric 4D – einem Gerät zur 3D/4D Wirbelsäulen- und Haltungsvermessung. „Bei der 3D/4D Wirbelsäulenvermessung handelt es sich um ein berührungsloses Messverfahren, das rein lichtoptisch funktioniert“, erklärt die Ärztin. Hierbei wird ein Linienraster auf den Rücken des Patienten projiziert und von einer Videokamera aufgezeichnet. Ein Computer generiert daraus ein dreidimensionales Abbild der Rückenoberfläche. Mit diesem „virtuellen Gipsabdruck“ des Rückens lässt sich der räumliche Verlauf der Wirbelsäule und die Stellung des Beckens rekonstruieren. Die Messung dauert nur wenige Sekunden und liefert dabei Informationen über die gesamte Körperstatik und Haltung, wie zum Beispiel Wirbelsäulenverkrümmung, Wirbelkörperrotation, Beckenstellung und sogar muskuläre Dysbalancen. „Das Gerät liefert mit anschauliche Grafiken, mit denen ich dem Patienten verständlich und ausführlich über die aktuelle Ausgangssituation und über die Therapiemöglichkeiten informieren kann“, so Dr. Helgers. „Wenn der Patient selbst sehen und erkennen kann, wie sich seine Fehlstellung darstellt, dann kann er viel bewusster darauf achten und im Alltag berücksichtigen, was sich wiederum positiv auf den Heilungserfolg auswirkt.“

Wenn der Kopfschmerz aus dem Becken kommt
In der Praxis lieferte die neuartige Wirbelsäulenvermessung schon viele wertvolle Informationen, mit denen Dr. Helgers die Ursache für Schmerzen lokalisieren und auch beheben konnte. „Viele Patienten haben einen langen Leidensweg hinter sich und sind verwundert, dass ich nach einer kurzen Wirbelsäulenvermessung keine Operation oder starke Medikamente verordne. Habe ich  nach der Wirbelsäulenvermessung das Problem lokalisiert,  kann ich durch Behandlung der entsprechenden Triggerpunkte im Körper die Verspannung und lösen. Patienten spüren oft direkt nach der Behandlung, dass die Schmerzen nachlassen, oder dass sich Nacken und Kopf „viel befreiter anfühlen“, nachdem ich einen Beckenschiefstand behoben habe.“

Ungefährlich für Schwangere und Kinder
Dr. Helgers ist froh, dass Forschung und Entwicklung heutzutage Geräte ermöglichen, mit denen eine gründliche, genaue und schnelle Diagnostik vor und während der Therapie möglich ist. „Bisher kamen für diese Art der Diagnostik nur aufwändige und gesundheitlich bedenkliche Röntgenaufnahmen in Frage“, erklärt die Ärztin die bisherigen Möglichkeiten. „Mit der 3D/4D Wirbelsäulenvermessung fallen sämtliche Nebenwirkungen weg, da lediglich Lichtstrahlen auf den Rücken projiziert und abgefilmt werden. Somit kann die Wirbelsäulenvermessung auch bei Schwangeren oder bei Kindern ohne Bedenken eingesetzt werden und helfen, einen langen und schmerzhaften Leidensweg zu vermeiden.“

Text & Fotos:
Peter Gallin

Teaser:
Berührungsfrei und nur mit Licht: neuartige Verfahren zur 3D/4D Wirbelsäulenvermessung ermöglichen zuverlässige Diagnosen ohne Strahlenbelastung.

Computer- und Videotechnik macht es möglich. Innerhalb weniger Sekunden erhält die Ärztin anschauliche Grafiken über die gesamte Körperstatik.

Die Ursache für Schmerzen in der Schulter ist nicht zwangsläufig in den Schultern zu suchen. Dr. med. Beate Helgers rät zur ganzheitlichen Betrachtung des Menschen.

Ein Beckenschiefstand als Ursache für schmerzhafte Verspannungen im Kiefer mit Kopf- und Zahnschmerzen. Ursachen für Schmerzen sind oft an ganz anderer Stelle zu suchen.

Schmerzen zeigen uns, dass etwas im Körper nicht stimmt. Leider zeigen uns Schmerzen nicht immer, wo etwas nicht in Ordnung ist. Betroffene können ein Lied davon singen, sind sie mit ihren Beschwerden schon oft von Pontius bis Pilatus gepilgert, ohne die Ursache zu finden. Neben vielen zum Teil unnötigen Therapien und Medikamenten und dem bleibenden Schmerz kommt es bei vielen Patienten zu Frust und Resignation.

Immer mehr Ärzte nehmen Abstand davon, den Schmerz als lokales Problem zu sehen und zu behandeln. Eine ganzheitliche Betrachtungsweise des Körpers sowie ein Verständnis für das Zusammenspiel von Muskeln und Gelenken lässt die Ursache für Schmerz häufig ganz woanders ausfindig machen.